Tagungsort:
Haus der Volkskulturen
Zugallistraße 10
5020 Salzburg


Anmeldung unbedingt erforderlich:
volkskultur@salzburg.gv.at oder +43 662 8042-2072


Jubiläumstagung „Volkskundlich Sammeln?“

Eine Veranstaltung zum Jubiläum von Volkskunde Museum und Salzburger Freilichtmuseum. 

 

Volkskundlich sammeln?
Freitag, 20. September 2024, 10–17.30 Uhr
Haus der Volkskulturen

Anmeldung bis 13. September erforderlich: volkskultur@salzburg.gv.at oder +43 662 8042-2072
Teilnahme ist kostenlos. 

 

Worum geht's?

Was bedeutet „volkskundlich sammeln“ heute und wie wurde vor 100 Jahren gesammelt? Die Jubiläen „100 Jahre Volkskunde Museum im Monatsschlössl“ und „40 Jahre Salzburger Freilichtmuseum“ sind Anlass für eine Veranstaltung, die sich mit Kurzvorträgen und Gesprächsrunden an alle Interessierten richtet. Ausgangspunkte sind die Volkskundliche Sammlung im Salzburg Museum, ihre Entstehung und das alltagskulturelle Sammeln vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Unter welchen Aspekten wurden und werden Objekte und Dokumente gesammelt?

 

 

Programm

Moderation: Sabine Fauland, Museumsbund Österreich
Begrüßung: Lucia Luidold, Martin Hochleitner

 

10 Uhr
Nutzungen und Bedeutungen
Zum Sammeln von Kulturwissen

Konrad Kuhn, Universität Innsbruck
Der Beitrag thematisiert die historische Entwicklung des volkskundlichen Sammelns, der dabei angehäuften Kulturobjekte und deren Einsatz in einer sich in den letzten 100 Jahren rasant verändernden Gesellschaft. Sichtbar wird dabei eine lange als stabil wahrgenommene Welt des „Volkes“ und ihrer Dinge, in die sich nicht nur politische Diskurse, sondern auch personelle Netzwerke und individuelle Interessen eingeschrieben haben. Nach einer Rekonstruktion der unterschiedlichen Wissensmilieus der damaligen Volkskunde werden die Potenziale der zahlreich existierenden Sammlungen als Orte des Kulturwissens für heutige Fragen ausgelotet.

Volkskundliches (Sammeln) in der frühen Landeskunde
Hubert Schopf, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde
In dem Vortrag wird versucht, das Spektrum der volkskundlichen Beiträge, die in den frühen Bänden der Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde doch beträchtlichen Raum eingenommen haben, darzustellen, die Themenstellungen der wichtigsten „Protovolkskundler“ im Land Salzburg zu analysieren und die Rolle der Landeskunde für deren publizistische Tätigkeit zu erläutern. Der zeitliche Rahmen dieser Betrachtungen beginnt mit dem Gründungsjahr der Gesellschaft 1860 und reicht bis in die Zwischenkriegszeit, wo bereits erste spezielle volkskundliche Publikationsmöglichkeiten in den neu entstandenen Fachzeitschriften entstanden sind.

11.15–11.45 Uhr: Pause

 

11.45 Uhr
Anfänge der Institutionalisierung von Tracht und Volkslied in Salzburg
Entwicklungen bis 1924

Hieronymus Bitschnau, Wolfgang Dreier-Andres, Salzburger Volkskultur
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zwei Verbände gegründet, die entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Tracht und Volkslied genommen haben: 1904 das Österreichische Volkslied-Unternehmen und 1908 der 1. Österr. Reichsverband für Alpine, Volks- und Gebirgstrachtenerhaltungs-Vereine. Volkslied und Tracht erfuhren dadurch eine Institutionalisierung und Sammlung, Vermittlung und Weiterentwicklung wurde von den führenden Akteuren der beiden Verbände beeinflusst. Wie genau, das zeigt der Beitrag am Beispiel Salzburgs. 

 

12.15 Uhr
„Wie früher die Volkskunst durch die Stadt zerstört wurde, muss sie nun durch die Stadt wieder gehoben werden.“
Karl Adrian und Sebastian Greiderer als frühe Wegbereiter

Monika Brunner-Gaurek, Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen
Die beiden Lehrer Karl Adrian (1861–1949) und Sebastian Greiderer (1862–1928) stellten aus den Beständen des Salzburger Museum Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum) die 1904 gegründete Volkskundliche Abteilung zusammen. Adrian zählte zu den prägenden Vorläufern der Volkskunde in Salzburg im Zeitgeist der Heimatschutzbewegung, die Traditionen erhalten wollte, sie aber auch wiederbelebte und neu erfand. Greiderer forschte zur Volkskunst, zum Bauernhaus und zu Krippen. Begeben wir uns auf Spurensuche nach diesen Wegbereitern.  

 

12.50–14 Uhr: Pause

 

14–15.30 Uhr
Dinge sammeln, ausstellen, deuten
100 Jahre Volkskunde Museum im Monatsschlössl

Anna Engl, Andreas Zechner, Salzburg Museum
1924 eröffnete das Volkskunde Museum im Monatsschlössl. Julius Leisching (1865–1933), Direktor des Städtischen Museum Carolino Augusteum, und Karl Adrian (1861-1949), Kustos der volkskundlichen Abteilung, richteten die erste Ausstellung mit Objekten ein, die das einfache Landleben zeigen sollten. Objekte und Archivdokumente veranschaulichen, welche Menschen und Geschichten die volkskundliche Sammlung zusammentrugen.

„Altartig” – „typisch” – „systematisch” – und weiter?
Die Entwicklung der Sammlung des Salzburger Freilichtmuseums von den Plänen Kurt Conrads bis heute

Susanne Brandner, Michael Span, Salzburger Freilichtmuseum
Die Sammlung des Salzburger Freilichtmuseum entstand – wie bei so vielen anderen Museen auch – aus einem Rettungsgedanken heraus: „Altformen bäuerlicher Bauten“, „wichtige Elemente der Volkskunst“ sollten vor dem Verschwinden bewahrt werden. Doch schon seit den Anfängen des Museums stellt sich auch die Frage danach, wie die Sammlung weiterentwickelt werden soll und kann. Die Aufnahme weiterer (vermeintlich) „regionaltypischer“ Objekte bzw. Gebäude ist längst gegenüber der Frage, was denn überhaupt „typisch“ und daher sammelnswert ist, zurückgetreten. Es fragt sich, welche Anknüpfungspunkte regionaler Identitäten auf welche Weise wissenschaftlich fundiert angeboten werden sollen, wie diese in Vermittlungsformaten diskutiert und ausverhandelt werden können, und inwiefern einem Freilichtmuseum als einem „Archiv unter freiem Himmel“ dabei eine besondere Rolle zukommen kann. 

Volkskunde zwischen konservativer Heilslehre und engagierter Sommerfrische
Bürgerliches Hobby und Lehrerfleiß bei Ilka Peter (1903–1999) und Richard Treuer (1903–1982)

Vivienne Marquart, Michael Greger, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde
Die als Ilka Zezulak geborene Grafikerin, Tanzpädagogin, Choreografin und Sammlerin entstammte dem Wiener Bürgertum. Aus der jahrzehntelangen Sommerfrische in Ramseiden bei Saalfelden erstellte Peter neben der Bearbeitung anderer Themen eine akribische Ethnografie zum „Ranggln“ im Pinzgau oder der „Salzburger Tänze“ sowie bestimmter Bräuche. Richard Treuer, Haupt- und Fachschullehrer, später Bezirksschulinspektor, war auch als Heimatpfleger im Pinzgau tätig. Er sammelte ab den späten 1940er-Jahren Material zu Bräuchen, die er unter Schüler:innen mittels Fragebögen und Aufsätzen sowie bei Informant:innen erhob. Die Entwicklung der Volkskunde vom bürgerlichen Hobby zur ernstzunehmenden Forschungstätigkeit bzw. die Funktion des eifrigen Lehrers als Lieferant belastbarer Daten sollen im Fokus dieses Vortrages stehen. 

 

15.30–16 Uhr: Pause

 

16–17.30 Uhr
Zur künstlerischen Auseinandersetzung mit Sammlungen
Ein Gespräch zwischen Anna Aicher, Fotografin, und Martin Hochleitner, Salzburg Museum

 

Gesprächsrunde zum Abschluss
Moderation:
Karl C. Berger, Tiroler Volkskunstmuseum
Vertreter der Institutionen sprechen darüber, welche Potenziale unsere Sammlungen, Archive, unser Wissen, unsere Orte und Netzwerke haben: Wozu sammeln wir heute? Wie sammeln wir heute? Welchen Beitrag können wir gesamtgesellschaftlich leisten?

Es sprechen:
Andrea Dillinger, Salzburger Regionalmuseen
Wolfgang Dreier-Andres, Salzburger Volkskultur
Anna Engl, Salzburg Museum
Peter Fritz, Salzburger Freilichtmuseum
Michael Greger, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde
Lucia Luidold, Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen

 

Eine Kooperation von Salzburg Museum, Salzburger Freilichtmuseum, Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, Salzburger Volkskultur und Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen. 
   

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   

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